Makulaerkrankungen
Die durch die Hornhaut und die Linse gebündelten Lichtstrahlen treffen im hinteren Abschnitt des Auges auf die Netzhaut. Die Makula oder der Gelbe Fleck ist die Stelle des schärfsten Sehens.
Sie nimmt nur etwa zwei Prozent der Netzhautfläche ein. Die restlichen 98 Prozent der Netzhaut ermöglichen über die Gesichtsfeldwahrnehmung die Orientierung im Raum.
Welche Makulaerkrankungen behandeln wir?
- Altersbedingte Makuladegeneration (AMD)
- Makulaödem und Netzhautveränderungen bei Diabetes mellitus
- Makulabeteiligung bei anderen Erkrankungen (Gefäßverschlüsse, hohe Myopie, etc.)
1. Altersbedingte Makuladegeneration (AMD)- Begriffserklärung
Die altersabhängige Makuladegeneration, kurz „AMD“ genannt, ist die häufigste Netzhauterkrankung mit schwerwiegenden Auswirkungen auf das Sehvermögen.
Die AMD führt zum Absterben der Sinneszellen (Fotorezeptoren) an der Stelle des schärfsten Sehens der Netzhaut. Betroffene können nicht mehr lesen oder Gesichter erkennen und sind erheblich in ihrem täglichen Leben eingeschränkt.
In Deutschland haben mehr als eine Million Menschen eine Makuladegeneration, jährlich kommen Tausende hinzu. Die Erkrankung tritt meist nach dem 50. Lebensjahr auf. Bereits ein Viertel der über 75-jährigen Menschen leidet hierzulande an dieser Augenkrankheit.
Zwei Formen der AMD: Trockene und feuchte Makuladegeneration
Die beiden Formen der AMD unterscheiden sich durch ihre Krankheitsverläufe.
Trockene Makuladegeneration
Bei der trockenen Form der AMD verschlechtert sich das Sehvermögen allmählich. Diese Form ist mit 85 Prozent die häufigste Art der AMD. Stoffwechselbedingte Ablagerungen, die sogenannten Drusen, lassen die Sehzellen schrittweise absterben und sorgen damit für einen langsamen Verlust der Sehschärfe.
Feuchte Makuladegeneration
Die feuchte (exsudative) Form der AMD ist durch einen raschen Verlust der zentralen Sehkraft gekennzeichnet. Neue Blutgefäße wachsen von der Aderhaut ausgehend unter der Makula.
Aus diesen neuen Gefäßen tritt Flüssigkeit aus, was zu einer Schwellung des Gewebes (Ödem) führt. Außerdem hebt die Flüssigkeit die Netzhaut von der Gefäßhaut ab und sorgt damit für eine zunehmende Verschlechterung der Sehfunktion.
Symptome einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD)
Erste Anzeichen einer Makuladegeneration sind optische Verzerrungen, gerade Linien werden als gekrümmt wahrgenommen und Gesichter nicht mehr erkannt. Weitere Symptome sind das „Nebelsehen“ oder das „Verschwommensehen“.
Auch Schilder in der Ferne, die nicht mehr zu entziffern sind, können einen ersten Hinweis auf eine Makuladegeneration geben. Die Sehschärfe nimmt nach und nach ab, fixierte Gegenstände erscheinen immer unschärfer.
Beim Auftreten derartiger Symptome oder wenn in der Mitte des Gesichtsfeldes ein großer dunkler Fleck wahrgenommen wird, sollte möglichst rasch ein Augenarzt aufgesucht werden.
Therapie der AMD
Für bestimmte Formen der Erkrankung gibt es heute Behandlungsmöglichkeiten. Diese greifen aber nur dann, wenn früh therapiert wird.
Der Früherkennung kommt also eine besondere Bedeutung zu. Mittlerweile gibt es Medikamente, die in den meisten Fällen die Sehschärfe erhalten, in einigen Fällen sogar verbessern können. Ist eine Therapie der AMD (trocken oder exsudativ) nicht möglich, bleibt nur die Anpassung von optischen Hilfsmitteln, wie beispielsweise Lupen und Lupenbrillen.
Damit können Patienten, die an einer Makuladegeneration leiden, wieder lesen, weil die gesunde Netzhaut um die betroffene Netzhautmitte besser genutzt wird.
Prophylaxe bei der trockenen AMD
Eine Ursachenbehandlung der trockenen AMD ist derzeit noch nicht möglich. Eine aktive und gesunde Lebensführung gilt als beste Therapie. Dazu gehört die Aktivierung des Kreislaufs, das Einstellen eines möglicherweise erhöhten Blutdrucks, Nikotinabstinenz und eine gesunde, vitaminreiche Ernährung.
Behandlung der feuchten (exsudativen) AMD
Anti-VEGF-Therapie
Mit einer neuen Therapie kann das Wachstum neugebildeter Gefäße unter der Stelle des schärfsten Sehens durch Eingabe eines Antikörpers in den Glaskörper gehemmt werden.
Durch Bindung des Antikörpers an den Wachstumsfaktor wird ein in Gang gesetztes Gefäßwachstum gestoppt, die Gefäße verkleben und die Schwellung des Gewebes nimmt ab. Bei dieser Injektion in den Glaskörper (intravitreale Injektion) wird der Antikörper in das Auge eingespritzt. Die Behandlung wird alle vier Wochen wiederholt und muss über einen längeren Zeitraum (z.B. vier Monate) durchgeführt werden.
Mit dieser neuen Methode kann in den allermeisten Fällen die Sehschärfe erhalten, in einigen Fällen sogar verbessert werden. Die zugelassenen Medikamente sind Ranibizumab (Lucentis®) bzw. Pegaptanib (Macugen®).
2. Makulaödem und Netzhautveränderungen bei Diabetes mellitus
Im Rahmen einer Diabeteserkrankung kann es zu schwerwiegenden Veränderungen der Netzhaut, besonders der Makula, kommen.
Die diabetische Retinopathie bzw. Makulaerkrankung ist die häufigste Erblindungsursache in der westlichen Welt bei Patienten und Patientinnen im erwerbsfähigen Alter. Deshalb ist es von großer Bedeutung im Rahmen einer Diabeteserkrankung die Augen regelmäßig zu kontrollieren. Dies geschieht in Abhängigkeit vom Stadium der Augenbeteiligung bei Diabetes mellitus.
Ist die zentrale Netzhaut, die Makula, von der diabetischen Netzhauterkrankung betroffen, kommt es zu einem, zum Teil schweren Verlust an Sehschärfe. Ursache ist in den meisten Fällen eine Schwellung der Netzhaut durch undichte Blutgefäße. Zur Behandlung der diabetischen Erkrankung der Makula stehen uns heute sehr wirksame Medikamente zur Verfügung, die in den Glaskörperraum des Auges eingespritzt werden können. In Ergänzung dazu besteht die Möglichkeit mit einer gezielten Laserbehandlung, Ödembildungen außerhalb der Stelle des scharfen Sehens zu behandeln.
Die Laserbehandlung kann auch in Ergänzung einer Spritzenbehandlung in Betracht kommen. Voraussetzung ist eine eingehende Diagnostik mit der so genannten Optischen Kohärenztomographie, die uns hochauflösende Schnittbilder der Netzhaut liefert, sowie der Fluoreszenzangiographie mit der wir undichte Blutgefäße gezielt darstellen können.
Besonders wichtig ist die begleitende regelmäßige Kontrolle der diabetischen Stoffwechsellage und der oft als Nebenerkrankung auftretenden arteriellen Hypertonie (Bluthochdruck). Auch wenn die diabetischen Augenveränderungen nicht akut behandelt werden müssen ist eine regelmäßige Kontrolle durch den Augenarzt in Abhängigkeit des individuellen Stadiums der Veränderungen dringend erforderlich.
3. Makulabeteiligung bei anderen Erkrankungen (Gefäßverschlüsse, hohe Myopie, etc.)
Die Makula kann auch bei anderen Erkrankungen wie venösen Gefäßverschlüssen, Blutungen im Rahmen einer hohen Myopie, Flüssigkeitsansammlungen unter der Netzhaut bei der so genannten Retinopathia centralis serosa (RCS) und anderen zum Teil auch selteneren Erkrankungen in Mitleidenschaft gezogen werden. In allen Fällen bemerkt die Patientin, der Patient eine Verschlechterung der Sehkraft.
Auch im Rahmen der Diagnostik dieser Erkrankungen setzen wir neben der Angiographie der Blutgefäße auch hochauflösende Bildgebungsverfahren wie die Optische Kohärenztomographie ein.
Zur Behandlung dieser Erkrankungen können wir in vielen Fällen durch die Injektion von Medikamenten in den Glaskörperraum eine dauerhafte Verbesserung erzielen.
Chirurgische Behandlung von Makulaerkrankungen
Bestehen ausgeprägte Verwachsungen des Glaskörpers, des Gels, welches das Auge ausfüllt, mit der Netzhautoberfläche, kann es zu zugbedingten Veränderungen, speziell der Makularegion kommen.
Als Symptome bemerken die Patienten/Patientinnen oft neben einer Abnahme der zentralen Sehschärfe, Probleme beim Lesen, verzerrtes Sehen, Doppelbilder mit einem Auge oder so genannte Mikropsien (Dinge erscheinen verkleinert) oder Makropsien (Dinge erscheinen vergrößert).
In der hochauflösenden Bildgebung der Makula (Optische Kohärenztomographie) können wir die verschiedenen Ursachen für diese Makulaerkrankungen darstellen. Darunter finden sich Membranbildungen auf der Netzhaut (Anheftungen des Glaskörpers im Bereich der zentralen Netzhaut, Fovea).
Spaltbildungen innerhalb der Netzhaut (Makulaschichtforamen) oder durchgreifende Defekte der zentralen Netzhaut, die alle Schichten der Netzhaut betreffen (Makulaforamen). Mittels dieser Erkrankungen können in den meisten Fällen sehr erfolgreich durch eine chirurgische Behandlung geheilt werden. Dabei verwenden wir sehr feine mikrochirurgische Instrumente, die durch kleine Schnitte am Auge (unter 0,7 mm breit) in das Auge eingeführt werden.
Mit Mikropinzetten können wir die bestehenden Verwachsungen lösen und so in den aller meisten Fällen die Sehschärfe wieder deutlich verbessern. In manchen Fällen wird der Glaskörper im Rahmen dieser Operationen durch eine Luft- oder Gasblase ersetzt, welche im weiteren Verlauf nach der Operation von alleine abgebaut und vom Auge durch körpereigene Flüssigkeit ersetzt wird.
Diese Operationen werden in den aller meisten Fällen im Rahmen eines stationären Aufenthaltes durchgeführt. Mit der Augenklinik Herzog Carl Theodor steht uns hier eine hochspezialisierte Klinik zur Verfügung, die Ihnen einen optimalen stationären Aufenthalt und Heilungsverlauf sicherstellen kann.